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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 166

1911 - Erfurt : Keyser
- 166 — währte er den neuen Landeskinder eine zehnjährige Steuerfreiheit. Seinem Rufe folgten wohl 20 000 Familien ans Schwaben, Franken, Niedersachsen und der Schweiz. Den größten Zufluß hatte das preußische Land aber aus Salzburg. Not der Salzburger: Dort hatte der Erzbischof seinen evangelischen Untertanen besohlen, katholisch zu werden oder auszuwandern. Doch nur wenige bekehrten sich, die anderen wurden mitten im Winter ausgewiesen und lagerten einen Monat lang an der Grenze Bayerns aus freiem Felde. Sie wandten sich in ihrer Not an den König Friedrich Wilhelm, und dieser wurde ihnen ein treuer Helfer und Beschützer. In einer öffentlichen Bekanntmachung erklärte er sie für seine Schützlinge und bot ihnen sein Königreich Preußen als Zufluchtsort und neue Heimat an. Zug der Salzburger nach Preußen: Im Frühling 1732 machten sie sich mit Sack und Pack und Weib und Kind auf den Weg. Friedrich Wilhelm schickte ihnen Bevollmächtigte entgegen, welche ihnen täglich für den Mann 4, sür die Frau 3, sür ein Kind 2 Groschen Reisegeld zahlen und sie leiten mußten. Die Hauptzüge gingen, die Richtung auf Berlin hallend, ans verschiedenen Wegen durch Schwaben, Hessen, Sachsen und Thüringen. Die Salzburger im Erfurter Gebiet: Hierbei berührten einige Haufen das Erfurter Gebiet, und am 8. August 1732 zogen mehr als 800 Salzburger an der Stadt selbst vorüber. Sie kamen vom Steiger her über Daberstedt nach dem Schmidtstedtertor und gingen von da außerhalb des Krämpser- und Johannestores nach Ilversgehofen auf das Ried, wo sie sich lagerten. Die Auswanderer, die meist zu Fuß kamen und Stäbe in den Händen hatten, sangen, während sie einherzogen, sromme Lieder, vor allem ihr Lieblingslied: „Ich bin ein armer Exulant, Also tu ich mich schreiben. Man tut mich ans dem Vaterland Um Gottes Wort vertreiben." Etliche der Salzburger trugen Kinder und kleine Wiegen auf dem Rücken. Die Männer waren mit kurzen Tuchjacken, weilen, unten zugebundenen Hofen und dickbesohlten Riemenschuhen bekleidet, die Frauen mit großen Strohhüten, kurzen Röcken und wollenen Miedern. Auf Wagen, die zum Teil mit ihren eigenen, großen und starken Pferden bespannt waren, führten sie Kranke, Altersschwache und Kinder nach. Keinen hörte man über die erduldeten Bedrückungen klagen, und die Bürger, die ihnen zum Empfang entgegengeeilt waren und sie begleiteten, konnten sich nicht genug über das „sehr gelassene, stille Wesen" der Salzburger wundern. Sie schenkten ihnen viel Geld, Bücher, Kleider, Schuhe und Strümpfe und brachten ihnen eine Sammlung von 570 Reichstalern, zu welcher die Geistlichen von der Kanzel herab aufgefordert hatten, nach Weißensee nach.

2. Das Badnerland - S. 43

1911 - Weinheim [u.a.] : Ackermann
■"W — 43 — herrliche Lage, die würzhafte Luft der Tannenwälder und die schönen Badeeinrichtungen führen besonders viele Ausländer an diesen Ort. Westlich des Kniebis, im schönen Renchtal, wo die Bewohner so schmucke Trachten tragen (Siehe Trachtentafeln), liegen die Bade- orte Griesbach, Peterstal, Freiersbach (Schwefelbad) und in einem Seilental Antogast. Nördlich des Kniebis finden wir am Lierbach, einem Seiten- bächlein der Rench, das Bad Allerheiligen mit den Ruinen eines früheren Klosters. Unterhalb Allerheiligen bildet der Lierbach prächtige Wasserfälle, die sogenannten „sieben Bütten." Viederholung§sragen:Z Wo liegt der Kniebis? Bestimme die Reise von hier zum Kniebis! Welche badischen Flüsse entspringen am Kniebis? Welches sind die Hauptorte an der Rench? Welche Orte im Renchgebiet sind durch ihre Heilquellen bekannt? Was enthalten die Wasser jener Badeorte? Wie schmeckt das heilkräftige Waffer? Wozu wird es außer zum Trinken noch verwendet? Wozu benutzen die Talbewohner das Wasser der Rench? Was wird aus den Riesenstämmen geschnitten? Wohin werden Bretter und Balken geführt? Wozu benutzt der Bauer die Matten an den Bergabhängen? Was tragen die Tiere um den Hals? Beschreibe die Tracht der Renchtäler! Wie ist die Umgebung von Griesbach? Womit kann man den ruhigen, hohen Tannenwald vergleichen? Was strömen die vielen Tannen aus? Wie wirkt die würzige Luft auf den Körper der Menschen? In welchem Tal liegt Rippoldsau? Warum sind in Rippoldsau mehr Badegäste als in Griesbach? Wo entspringt die Wolf? Wie heißt das Dorf auf dem Kniebis? Welche Täler verbindet die Straße, die über den Kniebis führt? Welche Ruinen liegen etwa zwei Stunden vom Dorfe Kniebis entfernt? Welches Bächlein fließt in der Nähe von Allerheiligen vorbei? Was bildet der Lierbach in der Nähe von Allerheiligen? Wohin mündet der Lierbach? Welche Stadt liegt am Ausgang des Lierbachtales? Was trägt außer dem heilkräftigen Waffer zur Gesundheit der Badegäste dieser Gegend bei?

3. Landeskunde des Deutschen Reiches - S. 12

1912 - München : Oldenbourg
12 Die Deutschen Landschaften, fließender Brunnen, woferne nicht das Dorf eine eigene Wasserleitung besitzt, was heute nicht selten der Fall ist. Die quadratische Wohn st übe mit ihrer einfachen Einrichtung liegt nach Süden. Durch die kleinen, aber zahlreichen Fenster dringt die Sonne bis in die äußersten Winkel und erfüllt den Raum mit Wohlbehagen. Gegen die Strahlen der hochstehenden Sonne sowie gegen Platzregen schützen die Lauben und das oft tiefsitzende, weit vorstehende Dach. Deshalb sind diese Wohnungen in: Winter warm und im Sommer kühl und das ganze Jahr trocken. Der Unterbau des Hauses wird heute meist aus Mauerwerk, der obere aus Holz hergestellt. Das alte Stroh- und Schindeldach hat wegen der Feuersgefahr dem Ziegeldach weichen müssen. Ein Hauptschmuck des Alpen- Hauses ist der blumengezierte Balkon, der nicht selten um das ganze Haus läuft. Im Jsargebiet trifft man meist nur einen Balkon, im Ilmtal zwei, im Allgäu fehlt er ganz. Malerisch und zweckmäßig wie die Wohnweise ist auch die Tracht des Alplers. Für steile und steinige Bergpsade eignet sich nur der genagelte Schuh. Die wollenen Waden- strümpfe und die kurze Lederhose gestatten freie Bewegung beim Bergsteigen und schützen wie die Lodenjoppe und der Filzhut gegen die Unbilden der Witterung. Aufgaben: 1. Welche Teile der Alpen gehören zu Bayern? 2. Welche Orte des Allgäus haben größere Bedeutung und wodurch? 3. Welche Wege führen durch die Bayerischen Alpen nach Tirol? 4. Gib die natürlichen Grenzen der Schwäbisch-Baye- rischen Hochfläche an! 5. Welches ist die tiesstgelegene Stadt in Südbayern? Gib deren Lage des näheren an! Iii. Die Deutschen Mittelgebirge. A. Die Süddeutschen Stufcnländer.1) 1. Stufenland, der Naab, die Oberpfal). Die östliche Hälfte der Oberpfalz erfüllt der „W a l d" (Bayerischer Wald und Böhmerwald), die westliche durchzieht ein Teil des^ Frankenjura; im Norden wird das Gebiet vom Fichtelgebirge umschlossen, während es sich gegen Regensburg nach dem Alpenvorlands hin öffnet. Eine eigentliche Ebene (aus Keupersandstein) zieht nur zwischen Weiden und Kemnath längs der Heidenaab hin; aus ihr ragen weithin sichtbar die steilen Basaltkegel desparkstein (600 m) bei Weiden und des Rauhen Kulm (700 m) bei Kemnath auf. Tie Ober- Pfalz ist vorwiegend gebirgig. Der Böhmerwald. Nenne die höchsten Berge des „Waldes" und gib ihre Höhe nach dem Atlas an! — Stille, schwermütige Seen, von dunklen Wäldern umrahmt, schmücken das Gebirge; doch liegt nur der Arbersee aus bayerischem Boden. Dem Hauptzuge des Gebirges folgt die bayerisch-böhmische Grenze. Ihm lagert als niederer Zug der Bayerische Wald vor, der in seiner ganzen Länge vom „Pfahl", einem Quarzriff, durchzogen wird. Der Böhmerwald ist ein altes, größtenteils abgetragenes Gebirge (Urgebirge, Rumpf- gebirge) aus Granit, Gneis und Schiefer mit kuppigen Bergformen. i) Da sich die Süddeutschen Stufenländer gegen die Mitte beckenartig absenken, ist auch die Bezeichnung Beckenländer oder Stufenbecken berechtigt.

4. Landeskunde von Thüringen - S. 17

1913 - Breslau : Hirt
Ii. Die Bewohner. — 1. Allgemeines. 17 Ii. Die Bewohner. 1. Allgemeines. Die Hauptmasse der Bevölkerung gehört dem thüringischen Stamme an, nur im unteren Eichsfelde wohnen teilweise Niederdeutsche, im südlichen Vor- lande größtenteils Franken. (Vgl. die nachstehende Sprachenkarte.) Die einzelnen Teile des Gebietes zeigen in Tracht, Wohnung und Nahrung, ferner in der Sprache, sowie in Litte und Brauch mancherlei Eigentümlichkeiten. (Entworfen von A. Rohrmann.) 5. Grenzen der Sprachgebiete in Thüringen. Die Trachten sind teilweise raschem Wechsel unterworfen, wie die Geschichte der Altenburger Bauerntracht zeigt. Schon naht die Zeit, in welcher auch diese Tracht ganz verschwuuden sein wird. Auch im übrigen Thüringen gehen die Volkstrachten stark zurück: immer mehr verschwinden gegenwärtig die früher gebräuchlichen kurzen Lederhosen und dreieckigen Hüte, auch der schwarze Tuchmantel der Frauen und die großknöpfigen Röcke der Männer werden immer seltener. Am häufigsten sieht man bei den Männern eine kurze Jacke oder einen blauleinenen Kittel, auf dem Kopfe eine Schildmütze oder einen Filz- Hut, bei den Frauen und Mädchen einen oft dunkelgrünen Faltenrock, ein buntfarbiges, in Kreuzform über dem Mieder getragenes Brusttuch, als Kopfbedeckung beim Kirch- gang eine Haube mit vielen, auf den Rücken hinabfallenden Bändern, sonst ein buntes Kopftuch, bei der Feldarbeit meist den großen „Schaubhut" von Stroh. Nach den Gegenden weichen die Trachten im einzelnen vielfach voneinander ab; auch die Form der Tragkörbe ist von Gegend zu Gegend verschieden. Neuere Bestrebungen suchen das Interesse für die Volkstrachten wieder zu beleben.

5. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 311

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 311 — Oberleib, und Shawls und Echarpen^) und „Schärfchen" dazu Platz zu machen. Ich sage modern altmodisch; denn bei allem Fortschritt ist auch der städtische Modeputz der Bauern doch immer wenigstens um ein Jahr- zehnt hinter der städtischen Mode der feinen Welt zurück. Ganz besonders aber wird man am Werktage inrte, daß das kurze Wams, das Kamisol und die Schirmkappe charakteristische Kleidungsstücke der Pfälzer sind. Dem Sonntag gehört der Rock; das Kamisol ist das allgemeinste Arbeitskleid. Darum hält es der Pfälzer auch so hoch, wie er alles hoch hält, was mit der Wirtschaft zusammenhängt; denn er weiß, daß er in manchem Stück von anderen deutschen Stämmen übertroffen wird, aber im Fleiß von keinem. Wen man recht von Grund aus liebt, den liebt man „ans Rock und Kamisol", und wen man recht von Grund aus prügeln will, deu prügelt man „aus Rock und Kamisol" — im Fest- und Arbeits- kleid. Für sein Kamisol hat der Pfälzer eine fast sprichwörtliche Zärtlichkeit, wie den sprichwörtlichen Spott für beinahe jedes andere auszeichnende Kleid. Was ihm treu bleibt mit mehr als Hundetreue, das ist ihm treu wie sein Kamisol, und der rheinische Student weiß sür den Haus- und Stnbengenossen keinen traulicheren Namen, als daß er ihn sein Kamisol nennt. (7. Speise und Trank.) „Der Mensch Hot en Maage nn'nit nme- snnscht," sagt Kobell in seinen pfälzischen Gedichten, und wer die Pfalz kennt, der wird diesen Spruch in mehr als einem Sinne bedeutsam für das Land finden. An dem Glanztage pfälzischen Volkslebens, auf der Kirchweih, muß man die gewaltigen Familienkannen mit Kaffee gesehen haben, wie sie um die Tafelrunde der ganzen versammelten „Freundschaft" kreifeu, und die Berge von Knchen aller Art dazu, und am Abend die Tische voll Geflügel vom Truthahn bis zum Krammetsvogel, eiu ganzes gebratenes ornithologisches Kabinett, um zu begreifen, daß man in diesem gesegneten Lande seinen Magen allerdings nicht umsonst hat, und um es glaublich zu finden, daß manche pfälzische Familie für einen einzigen Kirchweihtag 50 bis 80 Pfund Fleisch braucht. Der Pfälzer hält viel auf Essen und Trinken; aber es muß fein und mannigfaltig fein. Wenn der steinreiche niederbayerische Getreidebaner auf der Schranne^) seine Korn- säcke gegen einen gewichtigen Silbersack ausgetauscht hat und übermütig wird, dann kocht er sich mit seinen Freunden einen großen Punsch im Waschkessel oder trinkt Champagner aus Maßkrügen und hinterdrein Kaffee aus Seideln. Solche Völlerei verachtet der reiche pfälzische Weinbauer; er will eine ausgesuchte, herrschaftliche Tafel, wenn es bei ihm hoch her- gehen soll. Nicht vergebens ragt sein Land vor allen in Deutschland hervor durch die Fülle, Mannigfaltigkeit und Feinheit feiner eßbaren Naturprodukte; nicht bedeutungslos war es, daß auf der deutschen Industrie- ausstellung zu München die große Denkmünze an pfälzische Aussteller vor allem für die feinsten Delikatessen verliehen wurde, für eingemachte und kandierte Früchte, edle Weine, kunstreich bereitete Schaumweine, dazu auch für Zigarren und Tabake. . . Bei den „Kleinen" im Westrich sieht es freilich anders aus. Man braucht nur in so manches arme, abgelegene Dorf im Innern des Gebirgs ') frz. Schärpe — Schärpe. 2) Verkaufsstelle, Getreidemarkt,

6. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 336

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 336 — Genügsamkeit. Unnütze Ausgaben sind ihm verhaßt. Das zeigt sich beson- ders in seiner Kleidung und Kost. Solange ein Kleidungsstück der Aus- besserung noch fähig ist, wird es nicht in den Ruhestand versetzt. Die alten Volkstrachten sind leider, soweit das männliche Geschlecht in Frage kommt, sast gänzlich verschwunden. Die jüngeren Personen kleiden sich durchgängig „ftädt'sch". Etwas abweichend erscheint die Tracht der älteren Männer, soweit sie mit Jndnstriearbeit nicht in Berührung kommen. Wochentags wird von ihnen zumeist der blauleiueue Kittel, eine lange Bluse, getragen; des Sonntags geht der ältere Mann einher in einem langschößigen schweren Tuchrock. Eine kurze Weste von schwarzem Seidenstoff — zuweilen auch buntfarbig — umschließt die Brust. Ein schwarzseidenes, zu einem schmalen Streifen zusammengelegtes Halstuch bildet den Abschluß nach oben. Statt des Hutes deckt eine Mütze mit breitem Augenschirm den Kops. — Ein mehr charakteristisches Gepräge weist die Tracht der älteren Frauen auf. Beson- ders die Landfran liebt es, durch eine Menge schwerer übereinanderliegender Röcke ihrer Erscheinung Fülle und Rundung zu geben. Je größer der Besitz, um so breiter die Bäuerin. Bescheiden ist die Kost, die der Thüringer Landbewohner jahraus, jahreiu genießt. Kartoffeln in der mannigfachsten Zubereitung und Brot sind für weite Volkskreise die hauptsächlichsten Nahrungsmittel. Besser ist es natürlich Sonntags um den Tisch bestellt. Da erscheint stets Fleisch oder geröstete Bratwurst auf demselben als Beilage zu dem Lieblingsgerichte des Thüringers, dem Kartoffelkloß. Den Namen des letzteren läßt der Dichter von Rudolstadt, Herr Anton Sommer, in seinen mundartlichen Dichtungen durch folgendes Rätsel ergründen: „Horch, Andrees, ech will d'r ämal ä Rätsel offgabe, probier'sch, ob de 's rauskriechst. Gucke, 's sinn vier Silben. De erschte ös rond, de zwäte und drötte besamm —- ös a rond; de erschte, zwäte und drötte besamm — ös a rond; de verte — ös a rond; nn alle viere besamm — ös a rond. Was ös änn das? No, ech sih der'sch an Gesöcht an, däß de 's nech raus- bröngst, du Drihnöckel, zermartre dei Geherne nech, ech will der'sch sa: das ös d'r Ardapfelklus" (Kartoffelkloß). Ja, so ein Kartoffelkloß ist, wenn er wohlgeraten, weder schliffig noch „klitschig", eine fein wollige Struktur auf- weist, „nnr was Rares" ... A. Meuselbach, Giebichenstein. (2. Das Werratal bei Treffurt.) Nichts ist ergötzlicher als Ge- schichten von verkleideten Fürsten, die sich unerkannt unter den gemeinen Haufen mischten und allerlei Wunderliches erlebten. Der eine ging kalt und ohne Grnß an ihnen vorüber; der zweite guckte die verkappte Größe spöttisch vou der Seite an; der dritte gab ihr im Gedränge einen derben Rippenstoß; der vierte kränkte sie mit losen Reden. Wie köstlich nun, wenn die verkannte und beleidigte Majestät den grauen Rock aufriß und die funkelnden Ordenssterne zeigte, wenn der Frevler schier in die Erde ver- sank, verwirrt Entschuldigungen stotterte und endlich Gnade fand! Jede Ehrenrettung freut und jeder Akt der Gerechtigkeit befriedigt uns. Das gilt von Personen und Sachen, anch von verkannten Orten. Wie mancher schöne Erdenwinkel gleicht noch einer zugeknöpften Majestät! Mit Kronen auf dem Haupte und Orden auf der Brust schmückt er sich jahrein jahraus nur für sich selbst. Zu diesen unbekannten und selten besuchten Majestäten gehört das Werratal vou Kreuzburg über Treffurt und Wanfried nach Eschwege. Der anmutige Talcharakter steigert sich hier

7. Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg - S. 10

1911 - Stuttgart : Holland & Josenhans
— 10 — Die. größten Seen des Schwarzwaldes sind der Titisee und der Schluchsee im südlichen Teil des Gebirges. Sie sind keine Karseen, sondern liegen in einer slach trogsörmigen Einsenkimg und sind von eiszeitlichen Auf- schüttungen umgeben und gestant. 6. Die Bewohner, a) Ihre Eigen schafte n. Die Bevölkerung des waldreichen württ. Schwarz- Waldes ist wegen des rauhen K l i m a s und der Unergiebig- keit des Bodens uicht sehr zahlreich. Die Schwarzwälder sind Der Wildsee (links balzender Auerhahn). gesunde, kräftige Leute mit Hellem, natürlichem Verstände, offeu, treuherzig, gastfreundlich, ernst, streng religiös und voll Liebe zu ihrer Heimat („O Schwarzwald, o Heimat, wie bist du so schön!"). Sie sind meist katholischen Glaubens. Nur in: württ. Schwarzwald überwiegt das evangelische Bekennt- ms, und zwar wohnen auch hier die Protestanten mehr im Norden, die Katho- liken mehr im Süden. Die alten Trachten der Schwarzwälder Land- bevölkeruug haben schon vielfach der städtischen Kleidnng weichen müssen. Immerhin sieht man noch in manchen Gegenden, besonders an Sonn- und Festtagen sowie bei festlichen Anlässen, bei den Frauen mehr als bei den Männern, die malerischen, farbenprächtigen Trachten (z. B. im Gutach-, Schupbach- und Elztal). Im württembergischen Schwarzwald wird nament- lich in den Bezirken Nagold und Calw noch Frauen- und Männertracht ge- tragen; nur ist sie weniger bunt als im badischen Teil des Gebirges.

8. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 40

1893 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
Ii — 40 - besteht aus 2 Gebietsteilen; der größere lehnt sich an den Nordfuß des Thüringer Waides, der kleinere liegt auf der Südabdachung dieses Gebirges. Die Hauptstadt Gotha (30 T.) ist mit vielen Prachtbauten geschmückt und die reichste, und schönste^ Stadt Thüringens. In Waltershausen werden viele Kinderspielsachen gefertigt, und das Dorf Öslau sendet Millionen von Marmorkugeln in die Welt. Die Resi- denz ist Kobnrg (16 T.). d. Das Herzogtum Sachsen-Altenburg (x/3o v. Brand. — über 150 T.) be- steht aus 2 Teilen, von denen der eine Teil an der Pkeiße, der andere an der ' Saale liegt. Die Hauptstadt ist Altenburg. Der Boden ist fast überall ' sehr fruchtbar; die Altenburger Bauern sind daher meistens sehr reich. Ausfallend ist auch die Tracht vieler Männer und Frauen. - e. Das Fürstentum Schwarzbnrg-Nudolstadt (V4o v. Brand. — ~8ö T.) be- steht aus der Ober- und Unterherrschaft. Erste« liegt an der Nordseite des Thüringer Waldes im Gebiete der Saale, Schwarza und Ilm; letztere liegt im Thüringer Hügellande und reicht bis in die goldene Äne. Hier erhebt sich der sagenreiche Kyff- Häuser. Die Hauptstadt ist Rudolstadt {.Ii T.) im reizenden Saalthale. Bei Frankenhausen erlitten die aufrührerischen Bauern 1525 unter Thomas Münzer' eine Niederlage. - (Gesch. ,50.) 1. Der Kyffhäuser, ein dicht bewaldeter Bergrücken, trägt puf seinen höchsten Kuppen mehrere Ruinen, von denen die Burg Kyffhansen selbst am bekanntesten ist. Nach der Sage ist Friedrich Barbarossa nach seinem Tode in den Berg hinabgestiegen. Alle seine Helden sind um ihn, die Rüstkammer ist voller Waffen, die Säle sind mit großen Schätzen angefüllt, und in den Ställen stampfen ungeduldig die Pferde im Schlaf. Der Kaiser selbst sitzt, das Haupt gestützt, an einem Marmortische und schläft.' Sein eisgrauer Bart ist bis auf die Füße durch den Tisch gewachsen. Von Zeit zu Zeit erwacht er und schickt einen Zwerg hinaus, damit dieser nachsehe, ob die Raben noch um den Berg stiegen. Wenn sie nicht mehr da sind, wird der Kaiser aufstehen, seinen Schild an einen dürren Baum hängen, der dann grünt, und das deutsche Kaiserreich in seiner alten Herrlichkeit wieder aufrichten. — Von der Burg selbst ifi außer altem Gemäuer nur noch ein 25 m hoher Turm vorhanden, der so stark ge- borsten ist, daß er durch eiserne Klammern zusammengehalten werden muß. In seinen Fuß haben Schatzgräber ein Loch gebrochen, um zu den vermeintlichen Schätzen des Kaisers zu gelangen. 1865 hat man an der Südseite des Berges (bei Frankenhausen) eine Höhle entdeckt, die vielleicht die größte und schönste in ganz Deutschland ist. Auf ihrem Grunde befinden sich 9 Teiche, und von der Decke hängen wunderbar gestaltete Gipsplatten herab, die beim Anschlagen einen klingenden Ton von sich geben. f. Das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen (746 v. Brand. — 70 T.) besteht ebenfalls aus der Ober- und Unterherrschaft, erstere liegt am Thüringer Walde, letztere im Thüringer Hügellande. Hauptstadt ist Sondershausen (7 T.) a. d. Wipper. g. Das Fürstentum Reuß ältere Linie (Vias v. Brand. — 50 T.). Haupt- stadt Greiz (20 T.); reizende Lage im Elsterthale. h. Das Fürstentum Reuß jüngere Linie (7*8 v. Brand. — 100 T.). Die Hauptstadt Gera (40 T.) ist eine wichtige Fabrikstadt für feine Wollwaren. 5. Das Königreich Sachsen. (-/« von Brandenb. — 3 72 m.) 1. Sachsen hat die Gestalt eines Dreiecks, dessen Südostseite von dem Erz- gebirge (S. 5), dem Elbsandsteingebirge und dem Lausitzer Gebirge gebildet wird. Nach Norden hin dachen sich diese Gebirge allmählich zur Tiefebene ab und bilden so das sächsische Berg- und Hügelland. (Welche Richtung schlagen daher

9. Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 75

1901 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
- 75 — Warburger Börde ab, nach Nordosten vollendet als Gebirgswall der Teutoburger Wald die Einschließung. Der Haarstrang oder die Haar (Höhe). Von der ..Sviken Warte" bei Rüthen. aus erstreckt sich eiu Höhen- zng, die Haar, nach Westen bis in die Gegend von Schwerte. Nach Süden fällt der Höhenzug ziemlich schroff und steil zur Mohne und Ruhr ab, die südlichen Gehänge der Haar eignen sich infolge ihres schroffen Abfalls weniger für den Ackerbau, weil der Regen die durch Verwitte- ruug gebildete" Ackerkrume sehr leicht hinwegzuspülen vermag. Darum finden wir auf der Südseite der Haar neben einzelnen öden Heide- flächen (Gebiet des Oberlaufes der Möhne) meist schöne Laub- und Nadelgehölze. Die höchsten Erhebuugeu der Haar sind die Bischofs- Haar bei Körbecke (307 m), die Wippriugser-Haar 28^ und die lieblich bewaldete Werler-Haar 247 m. Nach Norden geht die Haar langsam und allmählich in die weite Ebene über. Der Abfall ist hier so gleichmäßig, daß die Ackerfelder bis auf den Höhenzug heraureicheu. Folgende Städte bezeichnen ungefähr den Begiuu der Ebene: Erwitte, Soest (100 m), Werl (103 m), Unna (98 m), Dortmund (85 m). Die westlichste Fortsetzung der Haar führt den Namen Ardeygebirge. Als man die Bahn von Unna nach Fröndenberg baute, stieß mau auf die Trümmer der längst zerfallenen Burg Ardey. Der schönste Teil des Ardeygebirges liegt zwischen Westhofen und Herdecke. Aus den mit Wiesen und Weiden geschmückten Thälern der Ruhr und ihrer Nebenflüsse Lenne und Volme erheben sich schroff und steil die Grauwackeu- und Saud- steinfelsen. Das Laubgehölz, welches sie bedeckt, spiegelt sich in den klaren Wellen des Stromes. Die Höhen des Gebirges zieren eine Reihe von Aussichtstürmen, dem Audeuken großer Männer geweiht. An schönen Sommertagen strömen sie von nah und fern zu Hunderten herbei, um auf luft'ger Höhe das Kaiserdenkmal zu beschauen und sich au dem Herr- licheu Ausblick nach dem schönen Gebirgslande im Süden zu erfreuen. Dann ist es oben auf dem Berge eiu Gewimmel, daß mau froh ist, wenn man ein stilles Plätzchen gefunden hat, wo man sich ausruhen und stärken und ungestört der an geschichtlichen Erinnerungen reichen Vergangenheit gedenken kann. Wenn man von der ^>aar oder dem Ardeygebirge aus den Blick nach Norden wendet, so sieht man nördlich von der weiten Ebene des Hellwegs einen Höhenzug, der die Aussicht nach Norden etwas hindert. Das sind die Höhen des Münsterlandes. Neben dem schön bewaldeten Beckumer- Stromberger Hügelland (Stromberg 148 m, Soester-Warte 170 m), Mackenberg 170 m) im Osten verdienen die Baum berge (Westerberg

10. Die Provinz Hessen-Nassau - S. 38

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
— 38 — kunstvoll gearbeitet. Die roten Strumpfbänder sind an den herab- hängenden, breiten Enden mit farbigen Schnüren besetzt und mit Gold- oder Silberstickerei und mit „Heller" verziert. Die Halbschuhe haben Messingschnallen und hohe, spitze Absätze. An Werktagen ist die Kleidung natürlich einfacher. Die Frauen tragen anstatt der bunten Tracht der Mädchen mehr dunkle Kleidung; ihre Kappe ist schwarz mit grüner Stickerei. Gleich der Tracht sind auch die Sitten und Gebräuche der Schwälmer eigenartig und von denen in andern Gegenden unserer Pro- vinz verschieden. Das zeigt sich besonders bei Verlobungen, Hochzeiten und auf der „Kirmes". Bei derartigen Gelegenheiten wird auch wohl noch der dieser Gegend eigentümliche Tanz, der „Schwälmer", getanzt. Da die kleinen Flüsse von den allmählich verwitternden Bergen in der Nähe die fruchtbarsten Bestandteile ins Schwälmer Ländchen hinabschwemmten, so ist der Boden desselben außerordentlich ergiebig. „Wenn man den Finger in den Boden steckt, wird er settig," sagt wohl der rechte Schwälmer Bauer. Die Bewohner dieses gesegneten Flußthales sind sehr fleißig und dabei recht sparsam. Darum herrscht in der Schwalm großer Wohlstand. Nach alter Sitte gehen die Bauern- güter meist ungeteilt vom Vater auf den ältesten Sohn über; die jüngeren Kinder bekommen ein geringeres Erbteil in Geld ausbezahlt. Die Bauern sehen es ungern, wenn in ihren Dörfern Fremde an- fäfsig werden; sie halten diese am liebsten aus ihrer Mitte fern. Ebenso kommt es felten vor, daß ein Schwälmer Bauer eine Nicht- schwälmerin heiratet. C. Das Hessische Bergland. Östlich von der Hessischen Senke liegt das Hessische Bergland. Seine Westgrenze wird ungesähr durch die Linie Gelnhausen-Grün- berg-Ziegenhain-Schwalmmündung-Warburg bezeichnet. Nach Norden hin reicht es bis zur Diemel und zur Weser. Im Osten wird es begrenzt durch die Werra von Münden auswärts bis Vacha und dann etwa durch eine Linie von Vacha über Hünfeld und Fulda bis Schlüchtern. Im Süden scheidet die Kinzig das Hessische Bergland vom Spessart. Das Hessische Bergland bildet seiner geologischen Beschaffenheit nach eine einheitliche Landschaft. Auf einer Grundlage von Bunt- sandstein und Muschelkalk ruhen viele einzelne Erhebungen, die teils aus diesen Gesteinen bestehen, sehr häufig aber auch aus über- gelagertem Basalt gebildet sind. Durch tief eingerissene Flußthäler wird das Hessische Bergland in drei Theile zerlegt; einen vierten bildet der durch seine Masse und Höhe vor andern Erhebungen ausgezeichnete Vogelsberg. Wir betrachten demnach solgende Ab- schnitte des Hessischen Berglandes: 1. den Vogelberg, 2. das Berg-
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